Sehr geehrter Landrat Stolz,
wie der Presse zu entnehmen war, hat der Kreis Pinneberg auf einem Teilstück entlang der L107 zwei Anordnungen erlassen:
- Aufhebung der Benutzungspflicht für Radfahrer, auf dem ehemals gemischten Rad- und Fußweg zu fahren, sodass Radfahrer nun selbst entscheiden können, ob sie auf der Straße oder auf dem Gehweg fahren
- Anordnung eines Radschutzstreifens zwischen „Pinnauring“ und „Hasweg“
Während die erste Anordnung aufgrund der Straßenverkehrsordnung bei den gegebenen baulichen Umständen wohl alternativlos ist, gibt es bei der Anordnung des Radschutzstreifens durchaus Ermessensspielraum, die Entscheidung darüber in die eine oder andere Richtung ausfallen zu lassen.
Vor Ort stößt die Anordnung des Radschutzstreifens auf große Kritik in der Bevölkerung, bei Gewerbetreibenden und in der Kommunalpolitik. So hat sich der Tornescher Umweltausschuss, der sich thematisch mit dem Radverkehr in Tornesch befasst, mit den Stimmen von CDU und FDP mehrheitlich gegen einen Radschutzstreifen auf der L107 ausgesprochen.
Aus unserer Sicht sprechen folgende Gründe gegen die Anordnung eines Radschutzstreifens:
Sanierung des Radwegs statt Radschutzstreifen – Druck auf das Land aufrechterhalten!
- Für uns hat die Sanierung des Radwegs Priorität. Erst kürzlich habe ich den Verkehrsminister mit der Bitte angeschrieben, kurzfristig eine Sanierung vorzunehmen. Wir halten einen sanierten Radweg für die sicherere und im Interessenausgleich aller Verkehrsteilnehmer/innen gerechtere Lösung. Die Anordnung eines Radschutzstreifens würde den Druck vom Land nehmen, seiner Sanierungsverpflichtung nachzukommen.
Gewerbebetriebe nicht in ihrer Existenz gefährden – Kunden- und Lieferverkehr ermöglichen!
- Ansässige Gewerbebetriebe müssten aufgrund wegfallender Park- und Liefermöglichkeiten um ihre Existenz bangen. Auch wenn – wie mir zugetragen wurde – bereits der Baumschule Sander und der Bäckerei Pein Entgegenkommen signalisiert worden sei, sind noch viele weitere Gewerbetreibende betroffen und auch die beiden o.g. Gewerbebetriebe setzen sich weiterhin vehement gegen einen Radschutzstreifen ein.
Auch an die Anwohner denken – Parkräume erhalten!
- Bei der Esinger Straße handelt es sich um eine der älteren Straßen in Tornesch. Die anliegenden Grundstücke sind teilweise sehr klein geschnitten und weisen historisch bedingt wenig bis keine Parkmöglichkeiten auf. Seit jeher konnten sich die Anwohner darauf verlassen, aufgrund der Breite der Straße hier parken zu dürfen. Während bei Neubaugebieten durchaus zurecht argumentiert werden kann, dass Anwohner selbst Parkplätze für sich vorhalten müssen, ist diese Argumentation bei einem solch historisch gewachsenen Straßenzug schwierig. Erschwerend hinzu kommt, dass es für viele Anwohner keine nahegelegenen Nebenstraßen mit Parkmöglichkeiten gibt.
Parkplätze sind auch für Dienstleister und Gäste wichtig – Parkraum für Handwerker, Tagespflege und Besucherverkehr erhalten!
- Zurzeit wird die Esinger Straße regelmäßig von Handwerkern, Tagespflegepersonal und (Geburtstags-)Gästen als Parkraum genutzt. Damit das auch weiterhin möglich ist, lehnen wir einen Radschutzstreifen ab! Schließlich gibt es auch in den anliegenden Nebenstraßen kaum Parkmöglichkeiten, auf die ausgewichen werden kann.
Parken mitten auf der Fahrbahn verhindern – Verkehrsfluss erhalten!
- Da das Parken auf dem Radschutzstreifen verboten ist, könnten Handwerker, Pflegepersonal und Lieferdienste auf die Idee kommen, mitten auf der Fahrbahn zu parken und so den Verkehrsfluss zu behindern. Außerdem könnte ein Parkverbot an der Esinger Straße auf Höhe der Grundschule dazu führen, dass sich mehr Verkehr durch die Straße „Am Schützenplatz“ drängt und die sowieso schon wuselige und unübersichtliche Verkehrssituation direkt vor der Grundschule verschärft.
Verkehr ordnen – Falschparken & Gefahrenpotentiale verhindern!
- Gerade im Bereich der Grundschule und der Feuerwehr könnte es zulasten der Schulwegsicherheit und des schnellen Ausrückens der Einsatzfahrzeuge zu Falschparkern kommen. Nebenstraßen werden zunehmend verstopft.
- Die Strecke entlang der Esinger Straße ist in der Regel nicht so stark von Fußgängern und Radfahrern frequentiert, sodass ein gegenseitiges Passieren auf dem Bürgersteig in der Regel ohne Probleme möglich ist. Bei Gruppenfahrten von Schülern zu ausgewählten Stoßzeiten halten wir es für sicherer, wenn diese auf dem Bürgersteig fahren und nicht durch undiszipliniertes/unerlaubtes Fahren (Plötzliches Aus-schwenken auf die Fahrbahn / kein Licht / Handy in der Hand) auf dem Radschutzstreifen durch den Autoverkehr gefährdet werden.
Zusammenhalt der kommunalen Familie fördern – nicht gegen den Willen der Kommune handeln!
- Ein Großteil der Anwohner lehnt die Einrichtung des Radschutzstreifens ab und hatte bisher keine Chance an dem Entscheidungsprozess beteiligt zu werden.
- Die Anordnung des Radschutzstreifens würde gegen den politischen Willen der Kommune erfolgen. Das kann nicht im Sinne unserer kommunalen Familie sein!
Wir wünschen uns einen fairen Interessenausgleich zwischen Radfahrern, Autofahrern und Anwohnern. Daher setzen wir uns aufgrund der Kumulation der oben genannten Argumente für eine kurzfristige Sanierung des Radwegs statt der Einrichtung eines Radschutzstreifens ein.
Wohlwissend, dass die Zuständigkeit über die Anordnung eines Radschutzstreifens in der Tätigkeit der Pinneberger Kreisverwaltung liegt, schreiben wir Sie mit der Bitte an, aus den zuvor genannten Gründen eine Aufhebung der Anordnung über die Einrichtung eines Radschutzstreifens entlang der L107 zu veranlassen.
Haben Sie eine besinnliche Adventszeit.
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Kölbl
Stadtverbandsvorsitzender der CDU Tornesch
Ratsherr der Stadt Tornesch und Kreistagsabgeordneter
Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr des Landkreistages
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